Was steckt hinter dem Messie-Syndrom?

Zu sehen ist ein unordentliches Schlafzimmer, in dem überall Sachen herumliegen.

Vorab ein wichtiger Hinweis

Ich bin Ordnungscoach – keine Psychologin. Es ist mir sehr wichtig, das gleich zu Beginn klarzustellen: Ich bewerte nicht, warum jemand hortet, sich schwer tut mit dem Aufräumen oder sich in seinem Zuhause überfordert fühlt.

Viele Menschen machen im Alltag Erfahrungen mit Chaos und Unordnung – manchmal kurzfristig, manchmal über Jahre. Was von außen oft als „Unlust“ oder „Faulheit“ abgestempelt wird, hat in Wahrheit sehr viel mit innerem Druck, emotionalen Blockaden und psychischen Herausforderungen zu tun.

Meine Intention mit diesem Beitrag ist es, Verständnis zu schaffen, zu informieren und dir zu zeigen: Wenn du betroffen bist – oder jemanden kennst, der betroffen ist – bist du nicht allein. Und du musst das nicht allein lösen.

Als Ordnungscoach unterstütze ich Menschen dabei, wieder Ordnung in ihr Zuhause – und damit oft auch ein Stück Ordnung in ihr Leben – zu bringen. Ganz ohne Zwang oder Bewertung.

Ich begleite dich behutsam, Schritt für Schritt – in deinem Tempo.

Was ist das Messie-Syndrom?

Oft hört man im Alltag Sätze wie: „Du bist ja ein kleiner Messie!“ – Doch das Messie-Syndrom ist keine lustige Eigenart – es handelt sich um ein psychisches Krankheitsbild, das ernst genommen werden sollte.

Definition

Das Messie-Syndrom – auch Hoarding Disorder genannt – beschreibt das zwanghafte Horten von Dingen. Betroffene haben große Schwierigkeiten, sich von Gegenständen zu trennen, selbst wenn diese keinen materiellen oder funktionalen Wert mehr haben. Die Folge: Überfüllte, unbewohnbare Räume und oft große seelische Belastung.

Vorurteil vs. Realität

Das klassische Bild von „vermüllten Wohnungen“ greift zu kurz. Nicht alle Betroffenen leben im Müll – manchmal ist es auch „nur“ ein übervoller Keller, ein Zimmer oder ein Berg Papierkram. Entscheidend sind der Leidensdruck und die Beeinträchtigung im Alltag.

Typische Merkmale des Messie-Syndroms

     

      1. Übermäßiges Horten: Dinge werden aufbewahrt – aus Angst, sie könnten „irgendwann mal“ wichtig sein oder weil sie emotional aufgeladen sind.

      1. Trennungsprobleme: Selbst kaputte oder nutzlose Gegenstände auszusortieren, fällt schwer und kann Schuld- oder Angstgefühle auslösen.

      1. Eingeschränkter Lebensraum: Wichtige Wohnbereiche (Bad, Küche, Schlafzimmer) sind kaum noch nutzbar.

      1. Soziale Isolation: Aus Scham wird Besuch vermieden – das Problem wird verborgen.

      1. Begrenzte Einsicht: Manche Betroffene erkennen die Problematik nicht oder verdrängen sie – was eine Veränderung erschwert.

    Ursachen – Warum wird jemand zum Messie?

    Die Gründe sind vielschichtig und individuell. Oft liegt eine andere psychische oder emotionale Belastung zugrunde:

       

        • Trauma (z. B. Verlust eines geliebten Menschen)

        • Depression

        • Angst- oder Zwangsstörungen

        • ADHS

        • Perfektionismus / Entscheidungsunfähigkeit

        • Bindungsprobleme

        • Überforderung nach Lebensveränderungen

      Wichtig: Das Messie-Syndrom ist nicht einfach nur Faulheit oder Desinteresse.

      Drei Formen des Messie-Syndroms

      Nicht alle Betroffenen sind gleich – es gibt verschiedene Typen:

      1. Vermüllung bzw. Verwahrlosung

      Oft verbunden mit Sucht, Depressionen, körperlichen Einschränkungen oder psychischen Erkrankungen. Dinge werden nicht nur gesammelt – sondern gar nicht mehr entsorgt.

      2. Pathologisches Horten

      Unfähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Räume sind überfüllt, aber oft noch „geordnet-chaotisch“.

      3. Überforderung

      Vor allem nach Schicksalsschlägen, Burnout oder im Alter. Dinge „wachsen einem über den Kopf“, ohne dass eine klare psychische Erkrankung zugrunde liegt.

      Behandlung & Hilfe

      1. Professionelle Unterstützung:

         

          • Psychotherapie (v. a. Verhaltenstherapie): Erlernen von Entscheidungsfähigkeit, Struktur, Umgang mit Emotionen.

          • Medikamente: Wenn z. B. Depression oder Zwangsstörung vorliegen.

          • Soziale Hilfe: Betreuer, Sozialdienste, Aufräum-Profis (Ordnungscoaches).

          • Gesetzliche Betreuung: In sehr schweren Fällen möglich.

        2. Wie ich als Ordnungscoach helfen kann:

        Ich kann keine Therapie ersetzen – aber ich kann Begleitung anbieten. Mein Fokus liegt auf:

        1. Mitgefühl statt Urteil

        Niemand ist „faul“. Schuld- und Schamgefühle bringen nicht weiter – aber Mitgefühl tut das. – Du darfst freundlich mit dir selbst sein.

        2. Kleine, machbare Schritte

        Lieber: „Heute sortiere ich eine Schublade!“ – Als: „Ich räume die ganze Wohnung auf!“ – Klein anfangen ist klug – nicht falsch.

        3. Entscheidungskraft stärken

        Stell dir bei jedem Gegenstand drei Fragen:

           

            • Brauche ich das jetzt?

            • Habe ich es im letzten Jahr genutzt?

            • Würde ich es wirklich vermissen?

          Spontan entscheiden – nicht zerdenken.

          4. Ängste erkennen

          Hinter dem Chaos liegen oft Ängste: vor Überforderung, Trennung oder Bewertung. – Diese Gefühle sind normal – aber nicht unüberwindbar.

          5. Strukturen schaffen

          Zum Beispiel mit einem wöchentlichen Aufräum-Tag, einem festen Platz für neue Post oder täglichen Routine (z. B. 15-Minuten-Regel)

          6. Hilfe annehmen

             

              • Therapie & Beratung suchen

              • Selbsthilfegruppen (auch online)

              • Unterstützende Begleitung durch Profis

              • Offen mit Angehörigen und Freunden über das Problem sprechen

            3. Meine Tipps für Angehörige:

            Wenn du jemanden kennst, der betroffen ist:

               

                • Keine Vorwürfe machen: „Räum doch einfach auf!“ hilft nicht – es verletzt.

                • Gemeinsam statt gegen: Frag: „Möchtest du, dass ich dich unterstütze?“ Biete Hilfe an, ohne zu drängen.

                • Nichts heimlich wegwerfen! – Vertrauen ist schnell zerstört – auch scheinbar wertlose Dinge können emotional wichtig sein.

                • Professionelle Hilfe vorschlagen – Biete an, gemeinsam einen Termin zu vereinbaren.

                • Eigene Grenzen wahren – Du darfst dich überfordert fühlen – und selbst Hilfe annehmen.

              Es ist okay, wenn du nicht weißt, wo du anfangen sollst!

              Das Messie-Syndrom ist ein sensibles Thema. Es berührt das Innerste – oft Scham, Selbstzweifel oder das Gefühl, versagt zu haben. Aber bitte glaube mir: Du bist nicht „zu chaotisch“ oder „zu schwach“. Du bist ein Mensch, dem gerade alles zu viel geworden ist. Und das darf sein.

              Der erste Schritt ist oft nicht das Aufräumen – sondern die Entscheidung, sich helfen zu lassen.

              Als Ordnungscoach lerne ich immer wieder Menschen kennen, die sich lange nicht getraut haben, jemanden in ihre Wohnung zu lassen – aus Angst vor Ablehnung oder Urteilen. Ich komme nicht mit einem Zeigefinger, sondern mit offenen Augen, offenen Ohren und einem offenen Herzen.

              Wenn du Fragen hast oder unsicher bist, ob ich dir helfen kann, schreib mir gern eine Nachricht. Du musst nicht perfekt sein – du darfst einfach anfangen.

              Brauchst du einen Startschuss, um ins Tun zu kommen? Dann schreibe mir über das Kontaktformular und ich sende dir eine kostenlose Checkliste für den 1. Tag!

              Finde die Kraft und den Mut mir zu schreiben – Ich freue mich auf deine Nachricht!

              Liebe Grüße von Sabrina